Reflexe und Lernen

 

Frühkindliche Reflexe, Lernen & Entwicklung

Hier findest Du Informationen zu Hintergründen aus Wissenschaft und Praxis, wie sich Frühkindliche Reflexe auf unsere Entwicklung auswirken können:

Beginnen wir ganz am Anfang und sehen uns an, was genau frühkindliche Reflexe sind. Hierbei handelt es sich um einen Kunstgriff der Natur, der dafür sorgt, dass Säuglinge trotz ihres noch völlig unterentwickelten Gehirns überlebensfähig sind. Genau genommen kommen Menschenkinder nämlich viel zu früh auf die Welt und können fast nichts "bewusst" machen. Die frühkindlichen Reflexe sind also "automatische" Reaktionen, die mit lebenswichtigen Aufgaben wie Nahrungssuche, Nahrungsaufnahme und Selbstschutz zusammenhängen und das Überleben des Säuglings sichern.

 

Beispiele

für diese frühkindlichen Reflexe sind überall zu finden:

Ohne, dass wir es unserem Säugling beigebracht haben, schluckt er automatisch die Nahrung, die seinen Mund im Inneren berührt. Genauso selbständig umklammert er fest unseren Finger mit der Faust, wenn wir die Innenfläche seiner Hand berühren.

Streichen wir sanft über seine Wange, dreht er sofort den Kopf in diese Richtung. Das sind alles Reflexe und der Säugling denkt über diese Bewegungsreaktionen nicht nach.

Wie der Name schon vermuten lässt, bauen sich frühkindliche Reflexe im Normalfall nach und nach ab, wenn die frühen Entwicklungsstufen der Kindheit durchlaufen sind. Sie verschwinden, weil unser Gehirn dann bewusst Entscheidungen treffen kann und wir frühkindliche Reflexe nicht mehr brauchen. Im längeren Entwicklungsverlauf sind frühkindliche Reflexe ein wichtiger Schritt, denn aus ihnen entwickelt sich das Gehör mit dem Gleichgewichtssinn, die visuelle Wahrnehmung, Sprache, Koordination und feinere Motorik. Falls diese Schritte in der selbstständigen Entwicklung des Kindes nicht komplett durchlaufen wurden kann es passieren, dass die übrig gebliebene Rest-Muskelreaktion des frühkindlichen Reflexes das Kind heute noch beeinflusst.

Die Frühkindlichen Reflexe im Laufe der menschlichen Entwicklung

DIE WISSENSCHAFT UND DIE FRÜHKINDLICHEN REFLEXE

Vieles in dieser Forschung hat seinen Ursprung in den 1970er Jahren, als Sally Goddart-Blythe und ihr Mann Peter Blythe in England mit der Forschung zu frühkindlichen Reflexen im Zusammenhang mit Lern- und Entwicklungsproblemen bei Kindern begannen. Seitdem haben viele weitere Wissenschafter*innen wie Vojta (Reflexlokomotion und Bewegungen), Bobath (Neuroplastizität und Muskeltonus), die Russinnen Akhmatova und Masgutova (Immunologie und Neurosensorische Reflexe), Campbell (Nervensystem und Reflexe), Pfeiffer-Meisel (Primärreflexe und sensomotorische Entwicklung) sowie Sacher und Michaelis (angeborene Fremdreflexe und Integrationsstörungen) neue Erkenntnisse zu frühkindlichen Reflexen gewonnen.

Alle haben eines gemeinsam: Sie halten eine zeitgerechte motorische Entwicklung für die Voraussetzung der gesunden Gesamtentwicklung des Kindes. Der vollständige Abbau von frühkindlichen Reflexen, entweder durch selbstständige Entwicklung oder durch Nachreifung mit der Reflexintegration ist also ganz wichtig dafür, dass ein Kind sein volles Potenzial ausschöpfen kann. Die motorische Entwicklung basiert auf sich gleichförmig wiederholenden Bewegungen - wir können unsere Kinder gut dabei beobachten, wie sie diese von selbst ausführen: rhythmisch schaukelnd (engl. "rocking") führen Babies und Kleinkinder die Impulse aus. Durch diese sich wiederholenden Bewegungsabläufe findet die Integration der FR statt.

Biodynamische Reflexintegration greift diese rhythmisch schaukelnden Impulse gleich zweifach auf: über die Bewegungsübungen, die das Kind selbständig ausführt und über die Craniosacrale Impulsregulation, die sich auf die Körperrhythmen einstellt und sie sanft in der Ausführung begleitet.

So führt Biodynamische Reflexintegration wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Bereichen Neurowissenschaft, Physiologie und Bewegungswissenschaft plus Craniosacraler Biodynamik zusammen. Dadurch wird der Körper bei der Nachreifung und Integration der frühkindlichen Reflexe optimal unterstützt.

So können sich noch aktive FR auswirken

Spür- und sichtbare Auswirkungen für das Kind

SCHRIFTBILD & SCHREIBEN

So könnte beispielsweise das Schriftbild eines Schulkindes aussehen, wenn noch "Reste" von Urreflexen bestehen. In diesem Fall könnten noch der Greifreflex und/oder der Asymmetrisch-Tonische-Nackenreflex vorhanden sein.

Die Koordination zwischen Hand, Auge und Gehirn funktioniert nicht optimal, was zu einem unleserlichen Schriftbild führt. Das Kind ist bemüht, die Buchstaben so zu setzen, dass sie gelesen werden können, muss jedoch gegen die Impulse der noch bestehenden Urreflexe dagegen halten - das ist anstrengend und resultiert eben in unklaren Schriftbildern.

BINOKULARES SEHEN & LESEN

Binokulares Sehen (binokular = beidäugig) bedeutet die Fähigkeit des gemeinsamen Sehens von rechtem und linkem Auge. Beide Augen werden auf einen Punkt gelenkt und die leicht unterschiedlichen Bilder beider Augen zu einem dreidimensionalen Bild integriert.

Die Entwicklung dieser Fähigkeit ist abhängig von der motorischen Entwicklung, insbesondere der Augen-Hand-Koordination. Ist diese Koordination nicht ausreichend entwickelt, ergeben sich nicht nur Schreibprobleme, sondern auch Schwierigkeiten beim Lesen. Das Lesebild "verschimmt vor Augen", Buchstaben "tanzen aus der Reihe".

 

Biodynamische Reflexintegration fördert die Nachreifung des Gehirns zum Abbau von noch bestehenden Reflexen. Dadurch verbessern sich die Schreib- und Lesekompetenzen der Kinder enorm, sie bekommen die nötigen sensomotorischen Grundfertigkeiten, damit das Lernen problemlos klappt.